Der Mann, der mir die Welt erklärte: Ein Nachruf für Peter Kruse

Es mag seltsam anmuten, einen Nachruf für einen Menschen mit einer persönlichen Geschichte zu verknüpfen, den ich selbst niemals persönlich kennengelernt habe. Allerdings denke ich, dass meine Geschichte – vielleicht von der Intensität abgesehen – stellvertretend für viele andere steht, die von ihm beeinflusst wurden.

Anfang 2013 entdeckte ich auf Youtube ein Video mit dem Titel: „8 Regeln für den totalen Stillstand im Unternehmen“. Darin erklärte mir ein älterer, schnell sprechender Herr in kurzer und prägnanter Form, was man tun müsse, damit sich in einer Firma grundsätzlich gar nichts mehr bewegt. Diese „paradoxen Empfehlungen“ enthielten nicht nur jede Menge Humor, sondern unschätzbar wertvolle Einsichten für den halb-studierten Wirtschaftspsychologen, der ich zu der Zeit war. Erstaunlich viele Probleme, die ich in Organisationen mitbekam, ließen sich auf Phänomene zurückführen, die Peter Kruse in diesem Video ansprach. In der Folge klickte ich mich bei Youtube von einem seiner Videos zum nächsten, und wenn ich mit allem Material durch war, fing ich wieder von vorne an.

Peter Kruse verstand es wie kein anderer, wesentliche Erkenntnisse nicht nur zu erlangen und zugänglich zu machen, sondern auch in wenigen Worten auf den Punkt zu bringen. Dabei vermittelte er mir nicht nur die Erkenntnisse, die er hatte, sondern auch die Sicherheit, mit der er sie vertrat.
Wer ihm aufmerksam zuhörte, war in der Lage, viele Probleme vorauszusehen und zu umgehen, bevor sie entstanden.

Mochte es sich auf das Verhalten in Organisationen, das Bilden von Kreativität, auf den Umgang mit Netzwerken oder das Beschreiben und Erklären vieler Vorgänge in der Welt beziehen: das Wissen, was dieser humorvolle Professor in seinen Vorträgen und Interviews weitergab, war mir immer von unschätzbarem Wert. Es handelte sich um diese Art von Zusammenhangsdenken, welches für einen angehenden Wirtschaftspsychologen wie mich zwar unerlässlich ist, aber normalerweise niemals Eingang in akademische Lehrpläne findet.

Oftmals hatten ich und jene, an die ich voller Begeisterung die Links diesen Videos verteilte, das Gefühl, dass Peter Kruse vieles auf den Punkt brachte, was wir vage vorher im Gefühl haben mochten, aber vorher nie in Begriffe zu fassen vermochten.

Ein Mitarbeiter von Nextpractice erklärte mir auf meinen Wunsch, einmal eine Vorlesung von ihm zu besuchen: „Wenn Du Dich einfach mit ihm unterhältst, dann ist das schon Vorlesung.“

Und das ist eines der Merkmale, durch die ich mich mit dieser Person, die ich leider nie persönlich getroffen habe, so verbunden fühlte. So verbunden, dass mich sein Tod sehr viel mehr betrübt, als es bei den meisten Menschen der Fall ist.

Normalerweise bin ich in meinem Umfeld das, was Peter Kruse als „Welterklärer“ für mich war. Und genau wie er das einst von sich sagte, so komme auch ich nur sehr schwer aus meiner nachdenklichen, analytischen Rolle heraus.

Ebenso verbunden fühlte ich mich mit ihm durch das in unserer Gesellschaft eher unpopuläre Denken in übergreifenden Zusammenhängen, in Ganzheiten. Jemandem zuzuhören, der auf diesem Weg schon viel weiter vorangeschritten und dadurch erfolgreich ist, gab mir das Gefühl, mit meiner Art nicht allein und chancenlos zu sein, sondern zu einer Art von verschworenen „Gemeinschaft“ zu gehören, die die Welt immer tiefer ergründen will, als viele andere das tun und tun wollen.

Und ebenso wie Peter Kruse bin auch ich sehr besorgt über die zunehmenden gesellschaftlichen Spaltungen und Entwicklungen, die sich mehr und mehr zeigen.

Sein Vorhaben, dem entgegenzuwirken, ist etwas, was diese Welt bitter nötig gehabt hätte. Gerade er wäre jemand gewesen, der für dieses Vorhaben von unschätzbarem Wert gewesen wäre. Dabei geht es nicht nur um die Fähigkeit, aus einer sehr gesunden Distanz über den Dingen zu schweben und die Erkenntnisse aus dieser Perspektive in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Es wird auch der humorvolle Optimismus fehlen, den der „Welterklärer aus Youtube“ immer wieder verbreitete. Was in anderen Resignation über die Entwicklung der Gesellschaft auslöste, wurde von ihm mit einem interessierten, manchmal auch amüsierten Lächeln registriert.

Alles war ein interessanter Entwicklungsprozess für ihn, doch gleichsam wurden dessen Tücken und absehbare Schwierigkeiten sehr ernst genommen.

Eine besondere Qualität, die Kruse vor allem in Interviews immer wieder zeigte, war, dass er bei vielen Gesellschaftlichen Entwicklungen von „Wir“ sprach. Er benutzte dieses Wort oft in einem Kontext, der einer gesellschaftlichen Entwicklung, eine bewusste Intention aller Beteiligten zusprach. So unzutreffend diese Wortwahl auf die aktuellen Entwicklungen zu passen scheint, so treffend charakterisiert sie doch die tatsächlichen Vorgänge. Dass wir uns als Gesellschaft für bestimmte Entwicklungen entscheiden, ist uns oft nicht bewusst, aber nichts könnte zutreffender sein als das.

Auch hier zeigte Peter Kruse eine Denken, welches vielen unserer Zeit voraus ist: Er wollte, dass uns dieser Wertewandel in der Gesellschaft „nicht mehr einfach so passiert“, sondern, dass wir ihn aktiv und in vollem Bewusstsein gestalten. Diese Vision stellt einen wesentlichen Teil seines Vermächtnisses dar, der für uns alle noch von großer Bedeutung sein wird, wenn wir der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirken wollen.

Wenngleich ich und auch viele Menschen meines Umfeldes sich den gleichen Zielen wie Peter Kruse verpflichtet fühlen, und so wird uns allen seine Persönlichkeit und sein unermüdlicher Optimismus fehlen. Ich wünschte, ich hätte noch viel mehr von diesem außergewöhnlich intelligenten Menschen lernen können, der es verstand, seine Erkenntnisse anschaulich, aber dennoch präzise zu verbreiten, und so, dass er wunde Punkte ansprechen konnte, ohne dabei anderen übermäßig auf den Schlips zu treten.

Was bleibt also von einem Menschen, der stets bescheiden so sehr an der Sache orientiert und im Dienste der Erkenntnis gearbeitet hat?

Es bleiben viele Stunden Videoaufnahmen mit unschätzbar wertvollen Erkenntnissen und jede Menge persönlicher Inspiration. Hierfür gebührt vor allem Ulrike Reinhard Dank und Anerkennung, die mit den von ihr initiierten und geführten Interviews einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, all die wertvollen Erkenntnisse zu dokumentieren, die nicht in einem Vortrag thematisiert oder niedergeschrieben wurden.

Außerdem bleibt eine Unternehmensberatung, die sowohl mit der wissenschaftlichen Arbeit als auch mit dem Geist ihres Mitbegründers auch jetzt noch einen wesentlichen Beitrag für die Verwirklichung von dessen Ziele leisten kann.

Für mich persönlich bleibt viel Orientierungswissen, Inspiration, Wohlwollen und Optimismus – sowie eine Reihe von Ermahnungen, mich für meine Ideale immer mehr ins Zeug zu legen.

Peter Kruse war mein Vorbild, und damit eines von zwei lebenden. Sein Weg wird mich weiterhin darin bestätigen, mich nicht nur mit Teilaspekten oder dem zweckgerichteten Aggregat von Wissen zufrieden zu geben, sondern die Dinge – vor allem die Systemtheorie – bis in ihre tiefen Grundlagen zu studieren; und dann die übergeordneten Muster in all diesen Dingen zu finden.

Und es bleibt viel Dank und Anerkennung für einen Menschen, der, ohne es zu wissen, mein Leben maßgeblich beeinflusst hat.

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Artikel über Spiral Dynamics

Hier ist ein Artikel, den ich vor einer Weile über ein entwicklungspsychologisches Modell geschrieben habe. Es stammt vom amerikanischen Psychologen Clare W. Graves (daher „Graves-Modell“) und wurde von seinen Schülern Don. E. Beck und Christopher C. Cowan (wohl zu Marketing-Zwecken) in „Spiral Dynamics“ umgetauft. Unter diesem Namen laufen eine Reihe von Seminaren, von denen ich (bei Chris Cowan und Natasha Todorovic) auch eines belegt habe.

Der Artikel wurde ursprünglich für ein recht durchwachsenes Wiki geschrieben, allerdings fühlte ich mich mit der Art des Vorgehens dort nicht mehr sonderlich wohl. Daher poste ich hier die ursprüngliche Fassung (sie wurde im besagten Wiki inzwischen verändert).

Artikel – Spiral Dynamics

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Bachelor-Thesis

Es ist eigentlich schon eine Weile her, dass ich meine Bachelor-Thesis geschrieben und verteidigt habe, aber ich dachte mir, ich lade sie hier nochmal in überarbeiteter Fassung hoch. Das Rohmaterial (die Interviewbeschreibungen) fehlen aus Gründen der Vertraulichkeit, und es wurden noch ein paar Gedanken hinzugefügt, die ich in der eigentlichen Arbeit nicht mehr unterbringen konnte. In der mündlichen Prüfung kamen zudem noch einige Fragen und Antworten auf, die ich dem geneigten Publikum ebenfalls nicht vorenthalten wollte.

Viel Spaß beim Lesen!

Bachelor-Thesis – Führung in Metalbands des Undergrounds_Version 2

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Master-Plan II – FU und BSP im Fokus

Hallo zusammen,

in diesem Teil erzähle ich Euch etwas mehr von dem, was ich über die wirtschaftspsychologischen Master-Studiengänge an FU und BSP weiß. Fangen wir an:

Psychologie mit Schwerpunkt: Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie (Freie Universität Berlin)

Über diesen Masterstudiengang weiß ich, dass er recht begehrt ist und bisher praktisch niemand abgesprungen ist. Offenbar wird hier gehalten, was versprochen wird.

Man kann neben einem Pflichtcurriculim 3 aus 5 Modulen auswählen. Praktisch ist, dass man auch „Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie“ belegen und auf Wunsch vertiefen kann, was einem die Möglichkeit bietet, später eine Therapeutenausbildung zu absolvieren.

Über die ganz konkreten Inhalte konnte ich leider nur sehr wenig in Erfahrung bringen (also z.B., welche Theorien in welchem Modul unterrichtet werden, wie die Vorlesungs- und Seminargestaltung ist, ob viel selbst geforscht wird usw.). Sollte ich mehr herausfinden erfahrt Ihr es. Und wenn Ihr etwas wisst: Postet es in die Kommentare. 😉

Zugangsmöglichkeiten: Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass hier versucht wird, ein möglichst faires Zugangsverfahren zu finden, welches sowohl die Leistung in Form von Noten als auch inhaltliche Schwerpunkte berücksichtigt. Eine breite Aufstellung wird durch Bonuspunkte im Auswahlverfahren belohnt. Ebenso berufsbezogene Praktika.

Wenn man vorher nicht im Bachelor Psychologie studiert hat, muss man einige Module nachbelegen; man benötigt 5 ECTS in Wirtschaftspsychologie und/oder Arbeits- und Organisationspsychologie, jeweils 10 in Klinische Psychologie und und Psychologische Diagnostik, sowie 20 ECTS im Bereich Forschungsmethoden und Statistik.

Selbst als Wirtschaftspsychologe kann einem hier noch einiges fehlen, und das Nachbelegen von Kursen wie Diagnostik und Klinische Psychologie ist i.d.R. äußerst problematisch: die Psychologie-Studiengänge sind in aller Regel überfüllt und somit nicht sonderlich offen für Nebenhörer.
Selbst da, wo man Psychologie via Fernstudium studieren kann, kann man diese einzelnen Module nicht buchen (z.B. an der FernUni Hagen). Lediglich an der PFH lässt sich (im Fernstudium) ein Einzelkurs Eignungsdiagnostik für Fortgeschrittene belegen. Abgesehen davon, dass das kein Grundkurs ist und somit nur reicht, um ggf. auf die erforderlichen 10 ECTS aufzustocken, sind die 8ECTS mit 801,- € nicht ganz so günstig zu erlangen. In Berlin kann man zusätzliche Kurse an der MSB belegen, weil diese eine private Hochschule ist. Ob das an anderen privaten Hochschulen, die das Fach Psychologie anbieten, auch geht, müsste man erfragen.

Für einen Wirtschaftspsychologen wäre es am sinnvollsten, sich im Bachelorstudiengang Psychologie im höheren Fachsemester einzuschreiben, indem er sich bisherige Leistungen aus dem psychologischen Bereich dort anerkennen lässt. Dann dürften sich die fehlenden Kurse ohne Probleme nachbelegen lassen.

Wirtschaftspsychologie: Personal- und Organisationsentwicklung (Business School Berlin-Potsdam)

Modell: Vollzeit
Credit Points:
120
Studiengebühren:
590,- €/Monat (Rabatt bei halbjährlicher oder Vollständiger Zahlung)
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester

Allgemeine Informationen: Da ich an der BSP den Bachelor gemacht und obigen Masterstudiengang dort angefangen habe, kann ich aus erster Hand berichten.
Die BSP war für mich immer ein zweischneidiges Schwert: Inhaltlich war ich im Bachelorstudiengang Wirtschaftspsychologie sehr überzeugt von dem, was da abläuft, aber wie ein Student habe ich mich aufgrund von akuter Unterforderung selten gefühlt.
Allerdings hätte ich woanders das Studium mit Sicherheit geschmissen, da „Psychologie“ heutzutage vor allem Mathematik mit Minimalfragestellungen ist, und der ganzheitliche Blick verloren geht.
Hier ist die BSP durchgängig anders positioniert, es wird konsequent aus der Perspektive der (eher geisteswissenschaftlich-kulturpsychologischen) Morphologischen Psychologie geblickt. Wenn man das mag, ist man bestens bedient. Wenn man das nicht mag, hat man ein Problem.

Was ich nicht fair finde: man erfährt erst im im Laufe des Studiums, wie (eng) die eigentliche Ausrichtung ist. Dass es sich hierbei um eine Nischenschule handelt, die in der Außenwelt wenig bekannt und anerkannt ist, sagt einem niemand, wodurch man sich viele unzufriedene und (vor diesem Hintergrund) unmotivierte Studenten an Bord holt.
Ich selbst bin sehr begeistert von diesem „Gallischen Dorf“, aber es gibt Menschen, die mit der Art, zu denken, nicht gut zurecht kommen oder einfach mehr Mainstream-Kompatibilität wollen. Vielfach machen die Professoren aus obigem Bereich einfach ihr Ding und achten selten auf die Frage, wie die Umwelt darauf reagiert. Z.B. hat man im Bachelor WiPsy keine Eignungsdiagnostik, was einem eine Tätigkeit im Recruiting oft verstellt. Im Master ist diese allerdings Bestandteil des Curriculums.
Zusätzlich behandelt man im Modul „Kulturpsychologie“ eine grundlegende Gesellschaftskritik (durch Max Horkheimer und Theodor Adorno), was sich wohl kein anderer Studiengang in diesem Bereich traut. Es wird sich Zeit zum Nachdenken genommen, die Welt wird infrage gestellt und nicht einfach hingenommen, wie sie ist.
Ein weiteres Plus ist, dass der Professor in Allgemeine und Differenzielle Psychologie die vorgestellten Theorien kritisch reflektiert – selbst jene, die denselben Inhalt schonmal im Psychologie-Studium bulemiegelernt haben, können hier etwas mitnehmen.

Zugangsvoraussetzungen: Im Grunde entscheidet allein das Aufnahmegespräch, aber man sollte schon vorher etwas mit Fachbezug gemacht haben. Ich hatte eine Kommilitonin, die etwas vollkommen anderes gemacht hatte, allerdings merkte man ihr die Leidenschaft für das Fach an – ich finde es gut, dass solche Leute aufgenommen werden. Sie sind bereichernd für den ganzen Kurs und fallen an anderen Hochschulen leider durch das Raster.

Kommt man von BSP/MSB, bezahlt man nur 490 statt 590€ Studiengebühr im Monat. Praktischerweise kann man die 100€ in eine morphologische Beratungsausbildung lohnend investieren (was allerdings i.d.R. nur Leute machen, die vorher schon den Bachelor darin gemacht haben). Wenn man schon an der BSP Wirtschaftspsychologie im Bachelor studiert hat, entfällt auch das Aufnahmegespräch.

Ablauf: Die Vorlesung erfolgt in einer Gruppe von 30 Personen, ist somit also recht überschaubar. In der Regel hat man zwei Blöcke von 2×1,5 Stunden in einem Modul pro Tag. Die Vorlesungszeit pro Woche ist sehr gering: 18,5 Wochenstunden, von Anfang Oktober bis Ende Februar. Meist hat man 1-2 Tage in der Woche frei. Mir persönlich ist das viel zu wenig, aber es gibt Leute, für die das gut so ist – schließlich wollen die Studiengebühren irgendwie aufgebracht werden. Und manche sind einfach gerne faul. 😉
Die Dozenten sind sehr sympathisch, oft auch humorvoll, aber oft merkt man, dass dieser Studiengang noch keine Routine hat (es gibt aktuell vier Kurse). Manchmal ändern sich Modulinhalte; erst kürzlich traf ich zwei Ex-Kommilitonen, die mir erzählen, der Kurs hätte sich beim Studiengangsleiter beschwert. Zum kommenden Semester hin soll sich einiges ändern. Hier liegt der Vorteil einer privaten Hochschule, aber auch die Gefahr: Wenn man unzufrieden ist, hat man sehr gute Möglichkeiten, etwas zu verändern, weil man zahlender Kunde ist. Auf der anderen Seite kann dadurch der Anspruch auch sinken, wenn zu viele Studenten einen auf Mimose machen und wegen jeder Kleinigkeit oder Eigenleistung am Jammern sind.
Man muss zu Hause ohnehin so gut wie gar nichts für die Vorlesung machen, wenn es sich nicht gerade um eine Prüfung während der Vorlesungszeit handelt.
Die Jammerei, die bei vielen Studenten im Bachelor oft entsteht, wenn man mal etwas machen muss, ist im Master praktisch nicht vorhanden, da die Studenten fast alle von anderen Unis kommen und daher das Arbeiten für die Vorlesung gewöhnt sind.

Ein besonderer, m.E. einmaliger Vorteil ist die Möglichkeit, mit nur jeweils einem Jahr zusätzlich auch die Masterabschlüsse in Sport- und Medienpsychologie zu erlangen.

Sonstiges: Es ist ohnehin nicht so leicht, BWLer und Psychologen in einem Kurs zu haben, ohne, dass sich die einen langweilgen oder die anderen überfordert sind. Die gemeinsame Basis ist so gut wie nicht gegeben. Wenn dann noch Studenten dabei sind, die die Morphologie aus dem Bachelor kennen, wird das noch schwerer, aber das gelingt, soweit ich das beurteilen konnte recht gut. Leider gibt es nicht – wie an manch anderen Unis – einen Leitfaden oder Vorkurse, durch die eine gemeinsame Basis sichergestellt wird. Meine Anregung dazu wurde leider abgeschmettert.
[Edit]: Inzwischen gibt es außercurriculare Seminare (allerdings erst während des Studiums), in denen man sich mit der Morphologie vertraut machen kann [Danke, Janis].

Abgebrochen habe ich den Studiengang, weil mir die Finanzierung nicht in ausreichendem Maße gewährt worden war. Wenn ich das Risiko eingegangen wäre, dass mir irgendwann das Geld ausgeht, hätte ich auch weitermachen können, aber da ich das Gefühl hatte, nichts zu lernen, wäre es mir das nicht wert gewesen.

Weiter geht’s im dritten Teil mit den Fernstudiengängen.

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Master-Plan Teil I – Berlin

Hallo zusammen,

aus aktuellem Anlass mache ich nun etwas, was ich schon eine Weile vorhabe: Masterstudiengänge aufschreiben. Vor einem Jahr (also reichlich spät) fing ich an, systematisch nach Masterstudiengängen in den Bereichen Arbeits- und Organisationspsychologie, Betriebs-, Personal- und Gesundheitspsychologie, Human Resources, Leadership und Personal- und Organisationsentwicklung zu suchen. Das ist eine gewisse Tortur gewesen, und um anderen dieses Schicksal zu ersparen, werde ich im Rahmen mehrer Beiträge die verschiedenen Studiengänge auflisten und diskutieren.

In diesem ersten Teil widme ich mich einer Übersicht aller Masterstudiengänge im Bereich Wirtschaftspsychologie mit den o.g. Schwerpunkten. Wie die Aufzählung schon vermuten lässt, sind die Studiengänge diesbezüglich sehr heterogen, wirklich kein Studiengang gleich dem anderen. Folglich ist die Auswahl entweder sehr leicht (wenn man genau weiß, was man will) oder sehr schwer (wenn diese Grundausrichtung das einzige ist, was man schon genau zu wollen weiß). Ein Grundeindruck, den ich beim einsehen der Studiengangsbeschreibungen fortwährend bekommen habe, ist der von großer Profillosigkeit. Da dies durchweg der Fall ist, obliegt die Forschungstätigkeit zur Verifizierung/Falsifizierung dieses ersten Eindruckes dem Studenten. 😉
Auf jeden Fall aber ist nirgendwo konkret geschildert, welche Inhalte unterrichtet werden, wie die Unterrichtsmethoden sind, wie das Leben eines typischen Studenten der Hochschule XY aussieht.

Aber genug der Vorgeplänkels – gehen wir ans Eingemachte!

Bundesweit gibt nur drei Staatliche Hochschulen, die (im Bachelor) das Fach Wirtschaftspsychologie anbieten, aber allein in Berlin gibt es 9 (!) private: BSP, BiTS, Hochschule Fresenius, EBC, FOM, FHAM, HMWK, Macromedia Hochschule, SRH. Wenn es noch mehr gibt, habe ich sie nicht gefunden. 😉
Bis auf das EBC und die Marcomedia Hochschule bietet jede dieser Hochschulen auch einen Masterstudiengang in Wirtschaftspsychologie an. Weitere Angebote dieses Faches bestehen durch die IPU, die GoBS und die (staatliche) FU Berlin.

Außer IPU, BSP und FU Berlin sind sämtliche Masterstudiengänge an eher wirtschaftsorientierten Hochschulen beheimatet. Die BSP ist inzwischen eine reine Business School, allerdings hatte sie bei der Gründung auch einen starken Einschlag in Richtung Gesundheit und Psychologie, der jetzt an der MSB stattfindet. Das Bachelor-Studium Wirtschaftspsychologie ist dort sehr psychologielastig. Bei der FU ist das Master-Studium ebenfalls sehr psychologielastig und im Fachbereich Erziehungswissenschaften und Psychologie beheimatet.
Die IPU – International Psychoanalytic University – sieht das Ganze natürlich durch die psychodynamische Brille. Das zeigen schon Modultitel wie „Psychoanalyse als Referenztheorie der Beratung und Führung“ oder „Psychosoziale Dynamik in Organisationen“.

Rahmenbedingungen

Bevor ich auf die inhaltlichen Aspekte eingehe, folgt eine Liste der Rahmenbedingungen an den einzelnen Hochschulen. Unter „Zugangsvoraussetzungen“ habe ich nur den „Bachelor“ als Abschluss eingetragen, aber ein Diplom oder Magister ist hier natürlich ebenfalls (mehr als) ausreichend.
Solange nichts anderes dort steht, heißt der Master einfach nur „Wirtschaftspsychologie“

BSP – Business School Berlin Potsdam

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Modell:
Vollzeit
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
590,- €/Monat (Rabatt bei halbjährlicher oder Vollständiger Zahlung und für interne Bachelor-Absolventen)
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester (Sommersemester geplant)
Praktikum:
1/2 Semester
Auslandsaufenthalt:
Nein (ggf. im Praktikum)
Zugangsvoraussetzungen: Bachelor-Abschluss (fachbezogen, Ausnahmen möglich), Aufnahmegespräch
Schwerpunkte: Personal- und Organisationsentwicklung
Speziell: Die Hochschule hat sonst eine sehr tiefenpsychologische Ausrichtung (Morphologische Psychologie/Kulturpsychologie), die hier auch besteht, wenngleich sie weniger als in anderen Studiengängen zum Tragen kommt
Speziell: Mit nur jeweils einem Jahr zusätzlich ist es möglich, Master-Abschlüsse in Medienpsychologie und Sportpsychologie zu erwerben; parallel zum Studium oder unabhängig davon lässt sich eine Beratungsausbildung „Morphologische Intensivberatung“ absolvieren, deren Abschlussarbeit gleichzeitig die Masterthesis sein kann

FHAM – Hochschule für Angewandtes Management

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Modell: Vollzeit/Teilzeit
Credit Points (ECTS):
90
Studiengebühren:
395€/Monat, 290€ Einschreibung, 250€ einmalige Prüfungsgebühr
Dauer:
3 Semester (VZ), 6 Semester (TZ)
Studienbeginn:
Wintersemester
Praktikum:
Optional (siehe unten)
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
fachgleicher Bachelor-Abschluss mit 210 ECTS, bei mehr als 180 aber weniger als 210 besteht die Möglichkeit, diese Punkte durch ein Praxissemester oder zusätzliche Lehrveranstaltungen zu erlangen. Ebenso müssen bei fachähnlichen Studienängen ausgewählte Vorkurse belegt werden
Schwerpunkte (nach Wahl): Markt- und Werbepsychologie, Leadership und Change Management, Business Coaching und Beratung

FOM Hochschule – Fachhochschule für Oekonomie und Management

Abschluss: Master of Science (M.Sc.)
Modell: Vollzeit und berufsbegleitend
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
395€/Monat, 1580€ bei Studienbeginn, einmalug 350€ Prüfungsgebühr (bei Studienende)
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester (September und März)
Praktikum:
Nein, aber Praxisprojekt
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss mit60ECTS wirtschaftswissenschaftlichem Anteil oder anderthalb Jahre einschlägige Berufserfahrung, Nachweis über aktuelle berufliche Tätigkeit
Schwerpunkte (nach Wahl):
Personalentwicklung, Organisationsgestaltung, Werbung und Kommunikation
Speziell:
Vorlesungszeiten sind in der Regel alle zwei Wochen an einem Abend unter der Woche von 18:00–21:15Uhr sowie in der gleichen Woche Freitag von 18:00–21:15Uhr und Samstag von 08:30–17:00Uhr


FU Berlin – Freie Universität Berlin

Abschluss: Master of Science (M.Sc.)
Name des Studiengangs: „Psychologie mit Schwerpunkt: Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie“
Modell: Vollzeit
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
Nein (aber ~ 300€ Semestergebühren)
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester (Höhere Fachsemester auch zum Sommersemester, mind. 20 ECTS aus bisherigen Master-Leistungen müssen anzurechnen sein)
Praktikum:
1/2 Semester
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss im Fach Psychologie oder gleichwertig mit mind. 6 Semestern Psychologie, Spezielle Modulleistungen im Erststudium, Auswahlverfahren via NC + Zusatzleistungen
Schwerpunkt:
Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie
Speziell:
Die Wahl des Moduls „Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie“ ermöglicht den Zugang zur Therapeutenausbildung im Anschluss


GoBS – German open Business School

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Modell: Vollzeit und berufsbegleitend
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
395€/Monat (zusätzliche Gebühren wahrscheinlich wie bei FOM, weil selber Träger)
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester
Praktikum:
Nein
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss und zweijährige Berufserfahrung
Schwerpunkte (nach Wahl):
Arbeits- und Organisationspsychologie, Mediation und Verhandlungsführung, Marketing- und Konsumentenpsychologie
Speziell:
Wird demnächst an die FOM angegliedert
IPU – International Psychoanalytic University

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Name des Studiengangs: Organizational Studies
Modell: Berufsbeleitend
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
700€/Monat oder 4000€/Semester oder 22.000€/Einmalig zu Beginn, zzgl. Kosten für Lehrsupervision, Unterbringung, Verpflegung, Reisekosten
Dauer:
6 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester
Praktikum:
Nein (weil berufsbegleitend)
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss und einjährige Berufserfahrung, aktuelle Berufstätigkeit, Motivationsschreiben, Zulassungsgespräch
Schwerpunkte:
Psychoanalyse/Psychodynamik und Beratung
Speziell:
Vorlesungen an vier Blockwochenenden im Monat, Zertifizierung nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Supervision (DGSv) inklusive, Teilnahme an Mentoringprogramm möglich

 

HMKW – Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Modell: Vollzeit
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
670€/Monat
Dauer:
4 Semester (bei 210 ECTS ggf. Verkürzung möglich)
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester
Praktikum:
n.a.
Auslandsaufenthalt:
n.a.
Zugangsvoraussetzungen:
Allgemeiner oder spezieller Bachelor-Abschluss in Psychologie mit Note „Sehr gut“, alternativ anderes wirtschafts- oder sozialwissenschaftliches Studium mit mind. 20 ECTS psychologischen und 10 ECTS statistisch/methodischen Fächern, Zulassungsgespräch
Schwerpunkte (nach Wahl):
Derzeit nicht im Internet ersichtlich. Es werden Themen wie „Organisationspsychologie“, „Marketing-Psychologie und Marktforschung“, „HR- und Organisationsmanagement“ genannt, allerdings sind die Wahlmodule in anderen Bereichen
Speziell: Alles sieht sehr unfertig aus: anstelle eines Curriculums sind nur vage Modulandeutungen mit dem Zusatz „Beispielhaft“ vorzufinden, die sich eher auf „Themen“ beziehen. Diese Themen sind in unterschiedlichen Abschnitten der Website uneinheitlich niedergeschrieben und das Telefon ist (zumindest nach 18Uhr) vollkommen tot (kein Freizeichen)

Hochschule Fresenius

Abschluss: Master of Arts (M.A.)
Name des Studiengangs: Business Psychology
Modell: Vollzeit
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
675€/Monat
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester
Praktikum:
Nein
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss mit Note „gut“, Spezielle Modulleistungen im Erststudium, Empfehlungsschreiben (interne Studenten), Auswahlgespräch (externe Studenten)
Schwerpunkte:
Konsumentenpsychologie und Marketing Management, Organisationspsychologie und Human Resources

SRH Hochschule Berlin

Abschluss: Master of Science (M.Sc.)
Modell: Vollzeit
Credit Points (ECTS):
120
Studiengebühren:
780€/Monat
Dauer:
4 Semester
Studienbeginn:
Wintersemester/Sommersemester
Praktikum:
Nein
Auslandsaufenthalt:
Nein
Zugangsvoraussetzungen:
Bachelor-Abschluss, Spezielle Modulleistungen im Erststudium, Empfehlungsschreiben (interne Studenten), Auswahlgespräch (externe Studenten)
Schwerpunkt:
Personalmanagement und Personalpsychologie

 

Nochmal eine kurze Übersicht: An folgenden Hochschulen ist der Studiengang bereits auf Arbeits-, Betriebs- Personal- und/oder Organisationspsychologie spezialisiert: BSP, FU Berlin, IPU, SRH.

An folgenden Hochschulen wählt man während des Studiums eine fachliche Spezialisierung (z.B. Arbeits- und Organisations-Psychologie, Beratung und Coaching, Markt- und Medienpsychologie): FHAM, FOM, Hochschule Fresenius, GoBS, HMKW.

Trotz des eines nicht-wählbaren Schwerpunktes kann es dennoch möglich sein, (größere oder kleinere) Studenleistungen aus einem Angebot verschiedener Module zu wählen.

Tendenziell gilt die naheliegende Faustregel, dass die fachspezifischen Inhalte dort mehr Anteil am Lernumfang haben, wo die Spezialisierung von vornherein gesetzt ist. Ob dadurch die fachliche Qualifikation in den entsprechenden Bereichen tatsächlich höher ist, vermag ich schwer zu beurteilen. Ich würde allerdings eher zu einem „Nein“ tendieren. An der BSP z.B. werden andere Spezialisierungen in Form anderer Studiengänge angeboten, die aber (immerhin) zu 50% mit dem Wirtschaftspsychologie-Master für Personal- und Organisationsentwicklung übereinstimmen (weitere 25% Ähnlichkeit entfallen auf das Praktikum und die Abschlussarbeit). Außerdem könnte man die Frage stellen, ob sich die im Voraus spezialisierten Studiengänge nicht ebenso in eine andere Richtung anpassen ließen, würde man ein paar Module austauschen.
Bei der SRH würde ich mit meiner Antwort auf diese Frage zu einem klaren „Ja“ tendieren, bei IPU und FU Berlin eher zu einem „Nein“.

Wie gesagt, muten die Curricula sehr heterogen an. Außer „Forschungsmethoden“ und Master-Thesis – also wirklich den kleinsten gemeinsamen Nenner – wüsste ich nichts, was wenigstens annährend überall auftaucht. Aus den Modulnamen lässt sich ohnehin selten schließen, was darin wirklich unterrichtet wird (welche Theorie, welche Unterrichtsmethoden etc.). Von der BSP her weiß ich, dass manche Schwerpunkttheorien eines ganzes Studienganges mitunter gar nicht im Curriculum auftauchen, deshalb bleibt einem nicht viel anderes übrig, als sich direkt mit den Studiengangsleitern, noch besser mit den Dozenten zu unterhalten.

Man kann sich zumindest vorstellen, dass an Hochschulen, in denen man möglichst viele kleine Module á 2-4 ECTS hat, vorstellen, dass man sehr gehetzt im Studium sein wird. Dahinter steht vermutlich der Gedanke „Leisten, Leisten, Leisten“ und die Vorstellung von Seiten der Hochschule, dass man möglichst viel Wissen in die Studenten hineinquetschen muss. Auf der einen Seite hat man als Absolvent damit gute Karten in großen Unternehmen, allerdings oft sehr schlechte für die persönliche Entwicklung (bzw. wenig Freiheit, diese selbst zu gestalten). Den „hetzenden“ Curricula lassen sich durch die vielen Modulnamen zumindest mehr Informationen über die Themenwahl der Lehrinhalte entnehmen.
Das IPU hat sich als einzige Hochschule die Mühe gemacht, im Internet für jedes Modul eine Beschreibung sichtbar zu machen.

Sodann, das war’s für heute. Ich hoffe, Euch damit einen sinnvollen Überblick für die Möglichkeiten gegeben zu haben, in Berlin ein Masterstudium in Wirtschaftspsychologie anzufangen.

Im zweiten Teil erzähle ich Euch ein wenig von meinen Erfahrungen mit der BSP und verrate Euch ein paar Dinge, die ich bei meiner Suche über den Masterstudiengang an der Freien Universität in Berlin herausgefunden habe.

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Selbstabschaffung

Mir lässt gerade ein Gedanke keine Ruhe, den ich sogleich aufschreiben muss. Ich war gerade auf einem Treffen mit Freunden und bin ehrlich entsetzt von dem, was mir dort widerfahren ist: einer, den ich bei dieser und ähnlichen Gelegenheiten getroffen habe, ist Physik-Student. Relativ zu Beginn unseres Treffens meinte dieser, dass es doch vollkommen in Ordnung sei, dass an den Hochschulen kaum Geld für Geisteswissenschaften da sei und diese immer öfter abgeschafft werden, da schließlich die Naturwissenschaften das Geld reinbringen.

Zunächst tut es mir regelrecht weh, einer derartigen Ignoranz leibhaftig zu begegnen. Ich kann die ganze Situation immer noch nicht fassen. Es ist, als würde vor mir jemand sitzen und mir erklären, dass die Erde eine Scheibe ist und das damit begründen, dass man mit dem bloßen Auge auf der Straße keine Wölbung erkennen kann.

Was mich daran aber wirklich entsetzt, ist, dass wir es als Gesellschaft versäumen, unseren Mitgliedern die Grundlagen des Denkens zu vermitteln, auf denen unsere Gesellschaft aufbaut. Das ist mir auch vor Kurzem im Studium begegnet, wo ich – in dieser Branche höchst unüblich – einem Gedanken begegnete, bei dem ich mich fragte, warum damit nicht jeder Mensch im Laufe seines Schullebens konfrontiert wird: es ist schlichtweg der Gedanke der Aufklärung. Die zahlreichen Naturwissenschaftler, die den Geisteswissenschaften immer mit der Arroganz der Ignoranz begegnen, könnten ihre Wissenschaft gar nicht betreiben, wenn es die Aufklärung nicht gegeben hätte – die wir vor allem den Geisteswissenschaften zu verdanken haben. Wer am Verdienst der Aufklärung Zweifel hat, muss nur einmal einen Blick in die Gegenden werfen, in denen es die Aufklärung nicht gab: überall dort ist ein viel größeres Maß an Willkürherrschaft und Korruption an der Tagesordnung und auch sozial akzeptiert. Nicht selten würde dort jede autonome Wissenschaft schon an religiösen und/oder politischen Hürden scheitern.

Die soziale Grundhaltung, die uns die Auflärung brachte, stammt vor allem von Denkern, die sich mit Philosophie, Geschichte oder z.B. auch der Literatur und Dichtkunst befassten. Also alles Dinge, die nach laut dem Maßstab vieler Naturwissenschaftler wegfallen können. Das ist wie in manchen Momenten von Kleinkindern, die sich ihre Eltern wegwünschen, weil sie ihnen ständig Beschränkungen auferlegen. Ihre noch sehr beschränkte Sichtweise ermöglicht es ihnen in jenen Momenten nicht, die übergreifenden Zusammenhänge ihrer eigenen Abhängigkeit zu erkennen.
Natürlich waren auch Leute wie Voltaire unter den Aufklärern, sich auch auf die Physik verstanden – nur dafür war Voltaire nicht bekannt. Die Grundfeste unserer Gesellschaft ist die Möglichkeit, allein um des Denkens Willen zu denken – ohne dies in den Dienst einer Institution stellen zu müssen, der dieses Denken zu dienen hat. Verschwindet dieser Grundgedanke aus der Gesellschaft, so muss dies unweigerlich in der Degeneration unserer gesellschaftlichen Errungenschaften enden. Eine freie Wissenschaft lässt sich nicht mehr betreiben, sobald ihre Existenzberechtigung sich aus ihrem (monetären) Nutzen ableitet. Das Argument, dass nur die Wissenschaften Bestand haben sollten, die das Geld ranbringen, offenbart eine Zuspitzung von Unverständnis über die Zusammenhänge, in denen wir in dieser Gesellschaft leben. Die Universität ist gar keine Institution, deren Priorität das Sichern von Einkünften ist, sondern eine, die den Fortbestand und die Weiterentwicklung der Gesellschaft zu sichern hat.

Mit anderen Worten: es mangelt den Urhebern obiger Abschaffungsgedanken eben am Verständnis dessen, was sie als nutzlos ansehen. Der Psychologe würde hier eine Angst vor den Dingen vermuten, die der Betroffene selbst nicht versteht. Die Praxis bestätigt diese Hypothese häufig.
Die Verantwortung für diese gesellschaftliche Unmündigkeit müssen wir im Kollektiv suchen, das es offenbar nicht schafft, seinen Mitglieder zu vermitteln, dass es auch auf jene Dinge ankommt, die sich nicht quantitativ erfassen lassen bzw. die einen direkten Nutzen versprechen. Der Schluss, dass nur die Wissenschaft eine Existenzberechtigung habe, deren Leistungen sich in Geld bemessen lassen, impliziert doch, dass alles, was in der Gesellschaft zählt, 1. zählbar und 2. kaufbar sein muss. Und 3. muss es Kaufinteressenten geben. In so einer Gesellschaft sind Fachdisziplinen wie Philosophie und Geschichte tatsächlich überflüssig – aber nicht, weil sie gesamtgesellschaftlich keine Funktion hätten, sondern deshalb, weil sie den obigen Kriterien nicht entsprechen. Das ist ein Zirkelschluss. Der Wert dieser Disziplinen wird erst langfristig an ihrem Fehlen erkennbar – wenn nämlich niemand mehr in der Lage ist, sinnhafte Entscheidungen für die gesamte Gesellschaft zu treffen. Es würde mich wundern, wenn jene, die diese Abschaffung für gerechtfertigt halten, von deren Folgen verschont blieben. Die abgeschottete Welt des Zweckrationalismus wird erst dadurch möglich, dass es Menschen gibt, die sich mit der Welt in all ihrer Komplexität widmen – und damit den Naturwissenschaftlern den Rücken freihalten. Es zeugt von unüberwundener kindlicher Allmachtsphantasie, wenn ein kleiner Teilbereich der Gesellschaft glaubt, er wäre ohne den Rest besser dran.

Unsere Gesellschaft ist viel zu komplex, um jedem Output seinen direkten, proportionalen Input nachweisen zu können. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil das Ganze mehr (und anders) ist als die Summe seiner Teile. Das belegt auch die Synergetik – eine Meta-Wissenschaft, die sich – ironischerweise – aus der Physik ableitet. Wäre es so sinnvoll, den Wert einer Gesamtschöpfung – im Ausgangsbeispiel die Hochschullehre mit ihren verschiedenen Fächern – in direkter Form derartig zu bemessen, dann könnten wir in unserem Lieblingssong auch alles außer dem geliebten Catchy-Refrain weglassen. Wir freuen uns ja eh am meisten auf selbigen, wozu also den Rest behalten, auf den wir uns weniger freuen? Darauf freuen, dass der Refrain bald wieder an der Reihe ist, können wir uns nur in den Phasen des Liedes, in denen wir ihn gerade nicht hören. Er gewinnt seinen Wert dadurch, dass er sich vom Rest des Songs abhebt, aber gleichzeitig mit ihm verwoben ist. Wenn es immer nur auf das ankommt, was nach wie auch immer gearteten Krieterien „das Beste“ ist, warum hören wir dann unsere Lieblings-Songs und -CDs insgesamt, anstatt uns nur die schönsten Sekunden davon zusammenzuschneiden?

Würden alle Teile eines Ganzen für sich stehen und wäre eine Input-Output-Zuordnung der Teilleistungen sinnvoll, dann müssten wir konsequenterweise den Wert eines Gemäldes nach seiner Farbe, den Wert einer Skulptur nach dem Wert des Steines und den Wert eines Buches anhand von Tinte und Papier bemessen. Spätestens an dieser Stelle ist das zweckrationale Denken derart bis zur Kenntlichkeit entstellt, dass es selbst Zweckrationalisten unangenehm ist, ihre Philosophie hier weiterhin konsequent zu verfolgen.
Schlimmer noch: das zweckrationale, materialistische Denken befördert uns in einen Zustand, für dessen Überwindung die Aufklärung überhaupt erst stattgefunden hat: die Aufklärung war die Verteidigung gegen die Doktrin der Kirche, die jeden Gedanken für unwichtig hielt, der nicht unmittelbar zu ihrem Fortbestand einen Beitrag zu leisten hatte. Über die Daseinsberechtigung eines Gedankens entscheidet heute nicht mehr der Klerus, sondern der Markt – wir haben lediglich unseren Mythos  – bzw. Gott – ausgetauscht. Das Prinzip dahinter ist dasselbe geblieben. Dabei ist der Grundgedanke der Aufklärung, dass es möglich sein muss, Wissenschaft um der Wissenschaft zu betreiben – auch in der Physik galt vieles am Anfang als „nutzlose Spielerei“.

Jemand hat einmal gesagt: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Geschichte, Philosophie und andere Geisteswissenschaften dienen dazu, uns vor den Fehlern unserer Vergangenheit zu bewahren. Die unmittelbare Marktentscheidung ist die Doktrin von Spezialisten, die nicht nur nichts von den größeren Zusammenhängen in der Welt verstehen, sondern auf dieses Unverständnis auch noch stolz sind. Wir verspielen unsere gesamte Gesellschaft, wenn wir es dieser Art von Spezialisten und „Silo-Denkern“ überlassen, unsere gesamtgesellschaftliche Zukunft zu verantworten. Damit legen wir die Verantwortung für unsere Gesellschaft in die Hände derjeniger, die sie am aufgrund ihres Tunnelblickes am schlechtesten wahrnehmen können – das sind vor allem jene Entscheider in der Wirtschaft. Dass – im Sinne der „Unsichtbaren Hand“ nach Adam Smith – aus vielen einzelnen Nutzenmaximierern, die nur ihren eigenen Vorteil suchen, gesamtgesellschaftlich etwas entsteht, was für alle von Vorteil ist, ist ein Mythos. Wir erleben es schon in den Wirtschaftsbetrieben selbst, in denen tagtäglich das große Ganze in den Ressourcen-Kämpfen von Abteilungsleitern unter die Räder gerät. Man überlege sich, wieviel Energie allein in internen Machtkämpfen verschwendet wird. Laut unserer gängigen Wirtschaftstheorie müsste das Unternehmen von diesem selbstzersetzenden Verhalten profitieren. Würden wir das Hochschul-Beispiel auf ein Unternehmen übertragen, müsste ein rational geführtes sogar Unternehmen jede Funktion außer dem Verkauf abschaffen – alles andere frisst nur Geld, der Verkauf ist das einzige, was Geld reinbringt. Natürlich macht das niemand – selbst die ignorantesten Vertriebler eines Unternehmens verstehen, dass sie ohne die Produktion nichts zu verkaufen und ohne die Personalabteilung ihren Bonus nicht bekommen würden.

Wenn also jeder nur an seine Teilleistung denkt, denkt niemand für diese Gesamtqualität mit – mit anderen Worten: sie wird dem Zufall überlassen. Wer vollkommen gleiche Bedingungen für alle schafft (z.B. in Form der selben Schulbedingungen) hat zwar sichergestellt, dass im konkreten Einzelfall jeder gleich behandelt wird, aber in der Summe führt dies zur Ungleichheit, da die Voraussetzungen von jedem anders sind. Es ist wie in diesem Comic, was im Netz kursiert, wo jemand bei einem Test zu einer Reihe unterschiedlichster Tiere sagt: „Damit alle gleich behandelt werden, soll jeder von Euch auf diesen Baum klettern.“ Der Numerus Clausus ist ein derartiges Beispiel: Dadurch muss auch der Chemiker gut in Deutsch und der Philosoph gut in Mathematik sein, um studieren zu dürfen.
Es gibt im Leben nuneinmal direkte und indirekte Wege, direkten und indirekten Nutzen. Der Nutzen vieler Dinge entpuppt sich erst hinterher, manchmal Jahrzehnte später. Den Nutzen indirekter Wege direkt messen zu wollen, zeugt entweder von Naivität oder von Dummheit.
Man kann in einem Sytem viele Leistungen gar nicht in seinen einzelnen Teilen berechnen, denn wie oben erwähnt, ergibt sich der Wert vieler Leistungen erst aus dem Verbund mit den anderen. Deshalb ist es von vornherein sinnlos, eine kausale Analyse überhaupt in Betracht zu ziehen.

Wie will man es beziffern, wenn ein Politiker, in Kenntnis der Geschichte, sich in einem entscheidenden Moment dazu entschließt, einen neuen Weg einzuschlagen, anstatt das Drama vergangener Tage zu wiederholen? Würde sich darüber – spätestens dann, wenn dadurch eine globale Katastrophe verhindert würde – nicht auch der Naturwissenschaftler freuen, der von Beginn seines Studiums an der Meinung war, man müsse diese „überflüssige“ Wissenschaft „Geschichte“ abschaffen? Wie will man derartige Effekte zuordnen oder gar vorausberechnen? Mit Wahrscheinlichkeiten? Will man Wahrscheinlichkeiten dafür ausrechnen, um zu schauen, ob es sich lohnt, in den Fortbestand unserer Zivilisation zu investieren? Mir wäre jede Investition in eine noch so geringe Wahrscheinlichkeit recht, einen (atomaren) Krieg zu verhindern – oder auch nur die Verschlechterung des Bildungswesens. Wenn aufgrund von geschichtlicher Ignoranz oder aus einem Mangel an Menschenverständnis heraus ein neuer Krieg ausbrechen sollte, trösten sich dann die zweckrationalistischen BWLer, Naturwissenschaftler und andere Silo-Denker damit, dass man sich bis zu ihrem Ableben zumindest das Geld für die geisteswissenschaftlichen Fakultäten gespart hat?

Nichteinmal das könnten sie: was der Mangel an gesellschaftlichem Hintergrundwissen direkt bewirkt, sehen wir genauso selten, wie wir dessen unmittelbaren Nutzen sehen. Allerdings erfährt man als kulturgeschichtlich gebildeter Mensch in der Umwelt beinahe täglich die massiven Nachteile, die dem Mangel an eben diesem Wissen entspringen. Ich habe in Unternehmen schon unzählige Fehlschläge erlebt, die durch ein größeres Verständnis von Geschichte, Menschenkenntnis und kulturellen Zusammenhängen (also durch „akademischen Ballast“ und „unnötig gelesene Bücher“) hätten verhindert werden können – inklusive der daraus folgenden Unternehmenspleiten.
Steve Jobs hat einmal einen chinesischen Kalligraphie-Kurs besucht. Er selbst sagt, dass das, was er dort lernte, maßgeblich sein ästhetisches Empfinden geprägt hat (und damit indirekt sogar die Ästhetik der Schrift, wie Sie sie hier gerade lesen). Wären die heutigen Apple-Produkte ohne dieses Empfinden möglich gewesen? Ich bezweifle das stark. Man überlege sich aber – Kritik an Apple hin oder her – welcher volkswirtschaftliche Nutzen dadurch entstanden ist. Zweckrational betrachtet, hätte Jobs diesen Kalligraphie-Kurs niemals belegen dürfen: er hatte sein Geld für das Studium bereits sinnlos verschwendet und mit dem Kurs nur „Zeit vergeudet“, die er hätte mit der Suche nach Arbeit verbringen können. Und wirtschaftlich war die Entscheidung der betreffenden Hochschule auch nicht gerade, einen kostenlosen Kalligraphie-Kurs bei einem Meister dieses Faches anzubieten. Ohnehin lohnt es sich aus wirtschaftlicher Sicht absolut nicht, solche Fächer überhaupt anzubieten. Sie bringen kein Geld rein. Aus zweckrationaler Sicht ist Apple somit – samt der Beschäftigung zahlreicher Zweckrationalisten als Mitarbeiter – ein Unfall der Geschichte.

Was lernen wir daraus? Vielleicht gibt es ja doch Möglichkeiten, die Kosten zweckrationaler Ignoranz zu beziffern – in Form von Erfolgsstories und Firmenpleiten.
Historischen Gestalten, die Großes vollbrachten, etwas bedeuteten und Vorbild waren, waren immer jene, die in der Lage waren, das Leben als Ganzheit zu betrachten und den Wert des „Unnützen“ zu schätzen. Wer nur das wissen will, was unbedingt notwendig ist, begibt sich in geistige Armut. Und eine Wissensgesellschaft, die geistige Armut durchsetzt, schafft sich selbst ab. Das ist ein blinder Fleck in unserem materialistischen Weltbild.

Wenn alles, was dem Erhalt und Zusammenhalt der Gesellschaft dient, buchstäblich wertlos (weil nicht be-, ab- und verrechenbar) ist, heißt das dann nicht, dass in unseren Augen unsere gesamte Gesellschaft wertlos ist?

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Master-Studium

Nun habe ich mein Masterstudium angefangen.

Eigentlich sollte es ja „Systems Thinking in Practice“ an der der englischen Fernuni „Open University“ werden. Ein wesentlicher Grund, warum ich nun an meiner bisherigen Hochschule bleibe, ist denkbar banal:

Ich hatte eine schnelle Entscheidung zu treffen, und die Organisationsstruktur der Open University lässt keine schnellen Entscheidungen zu. Der Kundenservice beantwortet Fragen normalerweise nicht und benötigt selbst dafür mehrere Tage, und auch die einfachsten Grundfunktionen der Registrierung auf der Website funktionieren nicht. Was mit wenigen Klicks auf jeder normalen Website zu bewerkstelligen ist, erfordert bei einer Universität mit weltweit mehr als 100.000 Studenten ein halbstündiges Telephonat nach England. Da ich das Studium über einen Bildungsträger finanziere, der auch noch seine Bearbeitungszeit hat, ist es mit der Registrierung nicht getan.

Parallel dazu hielt mich der Betreuer meiner Bachelor-Arbeit dazu an, doch an der Hochschule zu bleiben. Es gab noch einen freien Platz im Masterstudiengang für Personal- und Organisationsentwicklung, und durch mein gutes Verhältnis zur Hochschulleitung wurde mir dieser Platz reserviert. Ich konnte in der ersten Studienwoche Gasthörer spielen und mich danach entscheiden.

Nachdem ich mich nun über das Studium hinaus der fachlichen Unterstützung durch einen meiner Professoren versichert habe, war die Entscheidung definitiv getroffen. Alles machte es sehr viel einfacher, zu bleiben, wo ich bin, aber ob das per sé so gut ist?

Das schmerzt auch irgendwo. Ich fühle deutlich, dass mir mit dem Studium an der OU etwas verloren gegangen ist, im Grunde ein ganzer Lebensentwurf: zu Hause zu studieren, im eigenen Tempo, auf mich selbst gestellt sein. Das hätte ich durchaus gebraucht. So sitze ich wieder ewig in Vorlesungen, in denen ich mir durch das Arrangement immer so stillgelegt und unmündig vorkomme.

Kleines Trostpflaster: das Masterstudium beginnt anspruchsvoller, mehrere Prüfungen stehen recht früh an, es ist mehr stoffliche Auseinandersetzung gefordert, und viel Material der Open University steht kostenlos online, auch einies im systemischen Bereich. Außerdem läuft mir das Studium selbst nicht weg, da ich es als Fernstudium jederzeit belegen kann.

Nur auf dieses Freiheitsgefühl während des Studiums werde ich verzichten müssen – und alles, was sich mit dieser Freiheit bewerkstelligen ließe. In der Vorlesungszeit kann ich nicht mal eben 2 Wochen fehlen, um eine Unternehmensanalyse vorzunehmen – oder zumindest nicht mehr als einmal pro Semester.

Somit bleibt der schale Geschmack, die Sicherheit statt dem Abenteuer gewählt zu haben, was einfach ein wenig mehr Einsatz zum Aufbruch gefordert hätte.
Wenn ich wirklich gewollt hätte, hätte das mit dem Studium an der OU sicher geklappt. Trotz all dem Wohlwollen, das mir an meiner alten und neuen Hochschule entgegengebracht wird, und auch, wenn ich bedenke, wie gerne ich dort vor allem mit dem Lehr- und Hochschulpersonal zu tun habe, so fehlt nun einfach diese eigenständige, unabhängige Erfahrung in meinem Leben.

Damit muss ich jetzt wohl leben.

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Komplexitätsreduktion

Hallo zusammen,

gerade fühle ich mich inspiriert, das Thema „Komplexitätsreduktion“ anhand des neuen Designs von Facebook zu illustrieren.

Grundsätzlich ist es ja so, dass wir in einer hochkomplexen Welt leben, und der Mensch – um es mit Peter Kruse zu sagen – deshalb das einzige Lebewesen ist, was vom Äquator bis zu den Polen überleben kann, weil er über ein hochkomplexes Netzwerk verfügt: das Gehirn. Um mit unserer Umwelt klar zu kommen, befinden wir uns permanent in einem Prozess der Komplexitätsreduktion, indem wir uns auf die (unserer Ansicht nach) wesentlichen Punkte konzentrieren, die eine Situation ausmachen. Ein Netzwerk – auch ein Soziales – hat also weithin die Funktion der Komplexitätsreduktion (weil ich z.B. eher Links im Newsfeed sehe, die mich aufgrund der geistigen Nähe zu den Leuten meines Kreises auch interessieren).

Facebook liefert mit dem neuen Design einen Beitrag in Richtung „Verschlimmbesserung“ oder auch „wie man es nicht machen sollte“. Nach Herzberg scheint so ein Design ein typischer Hygiene-Faktor zu sein: wenn’s ok ist, sagt man nichts, aber wenn’s nicht ok ist, mault man rum.

Aber werden wir konkret:
früher hatte man auf der linken Seite oben den Facebook-Schriftzug, daneben Info-Felder für neue Freundschaftsanfrage, Nachrichten, Aktivitäten. Darunter kam gleich die Navigationsleiste.
Neu ist, dass der Schriftzug auf ein „f“ zusammengekürzt wurde, und die Aktivitäten auf der rechten Seite des Bildschirms sind. Klingt banal, aber das hat eine erhöhung der Komplexität zur Folge, weil das kleinere f schwerer als der Schriftzu zu treffen ist (beim Draufklicken gelangt man zur Standard-Ansicht), während man ständig den Cursor von einer Ecke zur andere bewegen muss, wenn man navigieren will. Das klingt banal, aber die Komplexität steigt durch höhere Mauswege und die Tatsache, dass man ständig hin und her schauen muss. Gerade im Zeitalter sich verbreiternder Bildschirme ist beides besonders lästig.
Für das „Warum“ dieses Vorgehens habe ich zwei Hypothesen: 1. ist auf der rechten Seite die ganze Werbung (wenn man keinen Werbeblocker drin hat), und offenbar erhofft man sich mehr Aufmerksamkeit für diese – FB-Werbung soll, wie ich gehört habe, bisher nicht so gute Wirkung erzielen, daher ist natürlich die Bemühung da, derartige Dinge auszugleichen. 2. könnte es sein, dass die Designer irgendwie ihren Job rechtfertigen müssen, weil irgendwann ist so eine Seite ja fertig-designt. Bei MySpace hat dieses Vorgehen zur massiven Abwanderung geführt, bzw. diese beschleunigt, weil das damals neue Design generell schlecht war, wahnsinnig lange zum Laden brauchte und auch vorher schon ständig diverse Buttons verschwanden und – mit etwas Glück – woanders wieder auftauchten.

Ein weiterer Faktor ist, dass ich ständig im Newsfeed Meldungen von Leuten sehe, mit denen ich absolut nichts zu tun habe. Ich frage mich dann immer, woher diese Meldung kommt, ehe ich ganz klein einen Schriftzug sehe, der mir sagt, dass irgendeiner meiner Freunde etwas kommentiert, geliked oder wasauchimmer hat. Früher habe ich daneben das Profilbild gesehen, weshalb die Meldung über die Aktion meines Freundes schon platztechnisch nicht zu übersehen war. Mir wurde also die Komplexität dadurch reduziert, dass ich blitzschnell in der Lage war, den Kontext einer Meldung einzuordnen. Dass ich das jetzt nicht mehr kann, sondern extra nachschauen muss, ehe ich die Meldung über den Kontext finde, erhöht mir die Komplexität. Zusätzlich kommt mir meine eigene Startseite total fremd vor, weil ständig fremde Meldungen dort stehen. Wenn ich bestimmte Filterfunktionen nutze, sind die Reduktionen auch nicht wirklich adäquat, weil mir dann wieder zu viele andere Dinge fehlen bzw. andere unwichtige Dinge bleiben. Ich werde also ständig mit unnötigen Informationen bombardiert – was wieder eine Erhöhung der Komplexität ist. Das Problem der Selektion, was letztlich ein Bewertungsproblem ist, ist ein Grundproblem im Internet. Hier allerdings wird es künstlich aufgebläht, weil ich (soweit ich weiß) z.B. nicht generell die Meldungen darüber abstellen kann, dass irgendeiner meiner Freunde etwas kommentiert hat. Ich kann es bestenfalls für jeden einzeln abstellen, über aufwändig zu erreichende Felder, und kann auch nicht selektieren, ob ich z.B. Kommentare, die bei gemeinsamen Freunden gemacht wurden, dennoch sehen will.

Ein weiterer Punkt ist, der dem gleichen Prinzip folgt: die Anzahl der Neuigkeiten, die mir neben den Gruppen, neuerdings auch neben dem Startseite-Button angezeigt wird, ist sehr schnell sehr hoch, weil FB auch banalste Trivialaktionen mitzählt (und mir somit als relevant suggeriert); z.B., dass irgendjemand in der Gruppe, den ich nicht kenne, irgendetwas geliked hat, womit ich nichts zu tun habe. Die Irrelevanz dessen müsste jedem Programmierer/Web-Designer einleuchten, aber offenbar liege ich hier falsch.

Das mehr und mehr eckige Design ist das Sahnehäubchen auf der Umwandlung, weil eckige Formen der Natur unähnlicher und somit für das menschliche Auge schwerer zu verarbeiten sein sollten (ganz sicher bin ich mir da auch nicht, aber es würde mich wundern, wenn es anders wäre).

So trivial diese ganzen Punkte auch klingen mögen, das sind die „Little Big Things“: wenn ich das Gefühl habe, dass der Anbieter nicht mitdenkt, sinkt für mich als Nachfrager die Attraktivität. Wäre das Design nie anders gewesen, würde das sicher nur wenigen auffallen und sich weniger stark auswirken, aber Verschlechterungen sind in einer Welt, die beständig Funktionen optimiert und sich viel darüber austauschen kann, ein empfindliches Thema.

Fazit: FB erhöht die externe Komplexität, zum Nachteil der User. Bisher ist das vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, weshalb abzuwarten bleibt, ob z.B. durch schlechtes Feedback zurückgerudert wird (noch nicht alle sehen die neue Ansicht), oder ob man den Kurs beibehält. Meiner Erfahrung nach verschlechtern sich derartige Zustände immer mehr, wenn so ein Kurs ersteinmal eingeschlagen ist, weil zwischen dem Bild bzw. Bewertungssystem des Anbieters und dem des Nachfragers eine zu starke Diskrepanz besteht.

Es mag sicher bessere Beispiele für Komplexitätsreduktion geben, aber zu diesem fühle ich mich gerade inspiriert und ich habe außerdem die Brücke zwischen Psychologie und Wirtschaft geschlagen. 😉

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Veränderung

Hallo zusammen,

fast ein ganzes, erlebnisreiches Semester ist vergangen, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Ich bin mir inzwischen sicher, dass ich – wenn überhaupt – dieses Blog eher als ein persönliches Blog weiterführen werde. Den wirtschaftlichen bzw. wirtschaftspsychologischen Teil werde ich entweder gesondert veröffentlichen, oder ausschließlich auf meinen neu aufgelegten Newsletter verlegen. In der ersten Ausgabe davon habe ich eine ganze Reihe systemischen Inputs zusammengefasst und kommentiert, da ich mich seit einem Jahr lose und seit Ende letzten Jahres intensiver mit dem systemischen Ansatz beschäftige. Wie ich den Newsletter weiterführe, werde mir noch genauer überlegen, vielleicht werden darin auch ein paar meiner Gedanken und Überlegungen zu bestimmten Themen innerhalb der Branche auftauchen.

Die Trennung von beidem, die ich vor nichteinmal einem Jahr noch abgelehnt habe, hängt auch damit zusammen, dass ich für ein unterschiedliche Publikum schreibe, und ich einfach merke, dass viele Menschen sich nicht mit tiefen seelischen Themen auseinandersetzen wollen, die aber an der Wirtschaft und an (man glaubt es kaum) Psychologie interessiert sind, ebenso wie ich viele Menschen kenne, die sich für seelische Dinge interessieren, allerdings bei Themen wie Management einfach nur Fragezeichen über dem Kopf haben, bzw. sich zur Flucht veranlasst sehen. Da gerade die methodischen Beiträge allerdings ein gewisses Hintergrundwissen erfordern, scheint es mir sinnvoll, diese Dinge zu trennen.

Beiträge im Bereich Wirtschaftspsychologie bleiben also nur online oder kommen ggf. noch hinzu, bis ich einen anderen Kanal dafür gefunden habe.

So geht’s also demnächst anders als vorher weiter, aber in irgendeiner Form geht es weiter. 🙂

Gehabet Euch wohl ~

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Die Psychologie des Heilens

Hallo zusammen,

ich habe gerade einen sehr interessanten Artikel gelesen, in dem es darum geht, dass in Krankenhäusern die Heilung oft auf der Strecke bleibt, weil die Gegebenheiten keine oder kaum zwischenmenschliche Beziehungen erlauben. Die Studie wurde von Eckart von Hirschhausen und 10 Psychotherapeuten durchgeführt, zusammen mit dem kölner rheingold-Institut.

rheingold betreibt hauptsächlich morphologische Marktforschung und hat den größten Namen in diesem Bereich. Die Studie ist ebenfalls online verfügbar, und wer Interesse an der tiefenpsychologischen Erforschung von Gesellschaftsphänomenen hat, dem kann ich die Studie wärmstens Empfehlen.
Außerdem kann man sich auf diese Art und Weise ein geeignetes von der Arbeit machen, die ein Wirtschaftspsychologe verrichten kann, wenn er an der Business School Berlin-Potsdam studiert hat.

In diesem Sinne: viel Spaß beim Bilden! 🙂

[Edit]: Beim rheingold-Institut war der Leiter meines Studiengangs, Prof. Dr. Armin Schulte, der Leiter der internen Weiterbildungsakademie, bevor er den Studiengang Wirtschaftspsychologie an der BSP einrichtete.

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